Was glückliche Paare anders machen, Teil 3
- Sina Mösch
- 18. Juni
- 4 Min. Lesezeit
Ein Kompliment ist wie Holz für euer Feuer – wie Wertschätzung eure Beziehung lebendig hält

Wenn ich Paare frage, woran sie sich erinnern, an die ersten Momente, an das, was sie aneinander mochten, kommt oft erstmal ein Zögern. Und dann leuchten plötzlich die Augen. Dann kommt wieder etwas hoch – ein Lächeln, ein gemeinsamer Moment, ein schöner Satz. Es ist fast so, als würde ein kleines Licht wieder angehen.
Diese Verbindung ist nicht weg. Sie ist oft einfach nur überlagert – vom Alltag, von Terminen, von Müdigkeit, von den Kindern, von To-do-Listen.
Und manchmal auch von dem Gefühl: „Ich werde gar nicht mehr gesehen.“
Liebe funktioniert ein bisschen wie ein Feuer:
Am Anfang brennt’s einfach. Man will alles wissen, will einander fühlen, riechen, verstehen.
Aber mit der Zeit wird es ruhiger. Und wenn wir dann nicht nachlegen – mit Zuwendung, mit Bewunderung, mit echtem Interesse – dann wird’s irgendwann kalt.
Ein Feuer brennt nicht weiter, nur weil es mal an war. Es braucht Aufmerksamkeit. Es braucht Luft. Und es braucht Holz.
Wenn das fehlt, schauen wir irgendwann nur noch auf das, was nervt.
Dann ist da nicht mehr „Er hat vergessen das Auto zu waschen“, sondern: „Er ist einfach faul.“
Nicht mehr: „Sie hat sich über etwas geärgert“, sondern: „Sie meckert nur noch."
Und so landen wir in diesem Kreislauf aus Frust, Vorwurf und Rückzug. Genau dort, wo Paare sich verlieren.
Das ist auch der Punkt, an dem die Beziehung oft kippt – wenn wir anfangen, den anderen durch eine kritische Brille zu sehen. Und dann fällt es uns schwer, überhaupt noch zu spüren, was wir mal an ihm oder ihr geschätzt haben.
Denn genau hier kommen die vier typischen Beziehungskiller ins Spiel:
Kritik
Mauern
Rechtfertigung
und Verachtung
Und Verachtung ist tatsächlich der stärkste Vorhersagefaktor für Trennung – das wissen wir aus der Bindungsforschung.
Was hilft? Wieder das Gute sehen. Und es sagen.
Ich erzähl dir mal was aus meiner Praxis: Jens und Nicki kamen zu mir, weil sie nur noch am streiten waren. Sie fühlte sich nicht mehr gesehen. Er fühlte sich überfordert.
Sie hatte sich auf ein gemeinsames Wochenende gefreut, wollte Zeit, Nähe, ein bisschen Leichtigkeit. Er kam an – total gestresst, gerade auf dem Weg zu ihr geblitzt worden – und brummelte nur noch vor sich hin. Sie war enttäuscht, verletzt, ging sogar raus, um erstmal Luft zu bekommen. Er verstand gar nicht, was da gerade passiert war und warum sie so heftig reagierte.
Beide hatten die gute Absicht ein schönes Wochenende zu verbringen. Sie war schon entspannt und voller Vorfreude. Er kam nach Hause und war gerade geblitzt worden. Es war nicht seine Absicht, mit Wut und Ärger ins gemeinsame Wochenende zu starten.
Das ist etwas, was ich immer wieder erlebe: Wir meinen es gut, aber was beim anderen ankommt, ist etwas ganz anderes.
Die Wirkung zählt, nicht nur die Absicht
Und das ist ein zentraler Punkt in der EFT: Es reicht nicht, eine gute Absicht zu haben – wir müssen uns auch bewusst sein, wie wir wirken.
Glückliche Paare reden anders. Nicht, weil sie immer alles im Griff haben – sondern, weil sie freundlicher, klarer, respektvoller miteinander umgehen.
Sie drücken sich besser aus. Sie stellen Fragen. Sie zeigen Mitgefühl. Sie sagen auch mal: „Sorry, das war blöd.“
Und ja – wir dürfen und sollen wieder mehr bewundern
Und damit meine ich nicht die Leistung. Nicht, was jemand tut – sondern wie jemand ist.
Also statt:„Danke, dass du den Einkauf erledigt hast“ –lieber: „Ich liebe deine Fürsorglichkeit. Ich sehe, dass du dich kümmerst.“
Diese Bewunderung und Wertschätzung des Anderen macht einen riesigen Unterschied.
Was passiert wenn wir damit aufhören?
Die Forschung zeigt, dass Paare, die sich nicht regelmäßig wertschätzen, mit der Zeit auch die Erinnerung an das Gute verlieren.
Sie erinnern sich weniger daran, was sie aneinander mochten. Die Geschichte ihrer Liebe verblasst.
Und je weniger Gutes ich sehen kann, desto weniger spüre ich Verbindung. Und dann zieht sich jeder in seine Welt zurück.
Was du konkret tun kannst: Mach’s sichtbar!
🧡 Achte wieder mehr auf die positiven Eigenschaften deines Partners oder deiner Partnerin.
🧡 Sag, was du siehst – und mach’s nicht zur Ausnahme, sondern zur kleinen, liebevollen Gewohnheit.
Denn:Die positive Perspektive ist das stärkste Gegenmittel gegen Abwertung, Entfremdung und Dauerfrust.
Übung: Leg wieder ein bisschen Holz nach
1. Denk an drei Eigenschaften die du an deinem Partner/deiner Partnerin schätzt. Sowas wie: warmherzig, witzig, ruhig, kreativ, leidenschaftlich, intensiv, lebhaft, abenteuerlustig, verspielt, schlau, fürsorglich, sexy, begabt, zärtlich, kompetent, charmant, klug, liebevoll, rücksichtsvoll, flexibel, attraktiv, zuverlässig, hilfsbereit, neugierig, mutig, interessant, sensibel, umgänglich...
2. Achte heute mal ganz bewusst darauf, ob und wie sich diese Eigenschaften zeigen.Vielleicht ganz subtil. Vielleicht ganz laut. Beobachte liebevoll.
3. Sprich’s aus. Sag, was du siehst. Nicht nur denken – teilen.
Beispiel: „Ich liebe es, wie du mit den Kindern umgehst.“„Ich schätze deinen Humor – der bringt mich zum Lachen, selbst wenn ich gestresst bin.“
Fazit:
Ein ehrliches Kompliment ist wie ein kleines Stück Holz fürs Beziehungsfeuer. Es wärmt. Es verbindet. Es erinnert euch an das, was da ist – und was nie weg war.
Also: Sag heute mal wieder, was du am anderen liebst. Nicht, weil du musst – sondern, weil es die Richtung vorgibt, in die ihr gehen wollt.
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