
Wenn Eltern sich streiten...
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was die Konflikte zwischen dir und deinem Partner mit euren Kindern macht?
Wenn sich Streit in der Beziehung wiederholt und ungelöst bleibt, ist das nicht nur für euch als Paar belastend – es wirkt sich auch auf eure Kinder aus. Viele Eltern glauben, dass Kinder nicht wirklich verstehen, was vor sich geht, oder dass sie durch Gespräche über die Beziehung verschont bleiben. Doch Kinder sind sensibler, als wir oft denken. Sie spüren die Spannungen, auch wenn sie nicht direkt einbezogen werden.
Warum die Eltern-Kind-Beziehung von der Paarbeziehung abhängt
Die Bindungstheorie legt nahe, dass unsere Liebesbeziehungen und die Art und Weise, wie wir Konflikte bewältigen, eng mit unseren frühen Bindungserfahrungen verbunden sind.
Genauso, wie wir als Kinder emotionale Sicherheit bei unseren Eltern gesucht haben, suchen wir auch im Erwachsenenalter emotionale Nähe und Geborgenheit bei unserem Partner.
Doch was passiert, wenn diese emotionale Sicherheit gestört ist – durch Konflikte, Missverständnisse oder emotionale Distanz? Nicht nur die Beziehung zwischen den Partnern leidet, sondern auch die Kinder spüren die Auswirkungen. Sie erleben die Spannungen und Konflikte ihrer Eltern und reagieren darauf oft mit Angst, Rückzug oder Verhaltensauffälligkeiten.
Kinder sind wie emotionale Schwämme: Sie nehmen die Stimmung in der Familie auf und verarbeiten diese auf ihre eigene Weise. Wenn Eltern ständig streiten oder emotional distanziert sind, kann das bei Kindern Gefühle von Unsicherheit und Angst auslösen.
EFT bietet hier einen wertvollen Ansatz, um nicht nur die Paarbeziehung zu heilen, sondern auch das emotionale Wohl der Kinder zu schützen.
EFT und die Auswirkungen auf Kinder: Warum es mehr ist als „nur“ Paartherapie
Wenn Eltern durch EFT ihre emotionale Bindung zueinander stärken, hat das positive Auswirkungen auf die gesamte Familie. Kinder profitieren auf verschiedene Weise von der verbesserten Beziehung ihrer Eltern:
Verbesserte emotionale Sicherheit: Kinder brauchen ein Gefühl von Stabilität und Sicherheit, um sich emotional gut zu entwickeln. Wenn Eltern lernen, ihre Konflikte auf gesunde Weise zu lösen und sich emotional wieder zu verbinden, spüren Kinder diese Stabilität und fühlen sich sicherer. Sie wissen, dass ihre Eltern wieder ein Team sind, und das gibt ihnen das Vertrauen, dass ihre Welt in Ordnung ist.
Vorbildfunktion der Eltern: Eltern, die ihre eigenen Emotionen besser verstehen und ausdrücken können, bieten ihren Kindern ein wichtiges Vorbild. Kinder lernen durch das Verhalten ihrer Eltern, wie sie selbst mit ihren eigenen Gefühlen umgehen können. Wenn Kinder sehen, dass ihre Eltern auch in schwierigen Momenten ruhig und respektvoll miteinander sprechen, lernen sie, dass Konflikte nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sind, sondern auf eine gesunde Weise gelöst werden können.
Bessere emotionale Regulierung der Kinder: Kinder, die in einem emotional stabilen Umfeld aufwachsen, haben weniger Schwierigkeiten, ihre eigenen Emotionen zu regulieren. Sie zeigen weniger Verhaltensprobleme, weniger Schwierigkeiten in der Schule, weniger Aggression und Rückzug und haben eine höhere emotionale Intelligenz.
Ein Kind, das in einem Haushalt mit streitenden Eltern aufwächst, kann sich unsicher fühlen und Schwierigkeiten haben, seine eigenen Gefühle zu verstehen oder zu äußern. Doch wenn die Eltern durch EFT lernen, ihre Emotionen besser zu regulieren, bietet das den Kindern ein Modell, dem sie folgen können.
Und wenn die Trennung unausweichlich ist?
Nach einer Trennung ist es oft schwer, eine gesunde Beziehung zum Ex-Partner aufrechtzuerhalten – insbesondere, wenn die Trennung schmerzhaft war und viele emotionale Wunden hinterlassen hat. Doch genau diese Beziehung ist entscheidend für die psychische Entwicklung der Kinder.
Viele Eltern, die sich trennen, glauben, dass es das Beste für die Kinder ist, wenn sie den Kontakt zum Ex-Partner minimieren. Sie wollen Konflikte vermeiden und glauben, dass weniger Kontakt die Spannungen reduziert. Doch das Gegenteil ist der Fall: Kinder brauchen beide Elternteile, um sich emotional sicher zu fühlen, auch wenn diese getrennt leben.
Studien zeigen dass es nicht die Trennung selbst, sondern die Art und Weise ist, wie Eltern miteinander und mit ihren Kindern umgehen, was den langfristigen Einfluss auf die kindliche Entwicklung bestimmt.
Kinder, deren Eltern nach der Trennung eine respektvolle und kooperative Beziehung führen, zeigen langfristig weniger emotionale und verhaltensbezogene Probleme.
Ein Beispiel aus der Praxis:
Markus und Lynn: Der Weg zu einer besseren Beziehung – für ihre Kinder
Nach ihrer Trennung entschieden sich Markus und Lynn zunächst, so wenig wie möglich miteinander zu tun zu haben. Die Übergaben ihrer Kinder Jonas (10) und Lina (7) verliefen distanziert, und beide Kinder begannen, sich immer mehr zurückzuziehen. Jonas wurde ruhiger, Lina oft traurig.
In meiner Arbeit mit ihnen wurde deutlich, dass Markus besonders stark darunter litt, da er selbst als Kind eine ähnliche Erfahrung gemacht hatte. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er zehn Jahre alt war, und die beiden hatten bis heute keinen Kontakt. Das hatte ihn damals tief getroffen, doch er hatte es nie verarbeitet.
Erst jetzt konnte er sich eingestehen, wie traurig ihn diese Situation gemacht hatte und dass er seine Kinder nicht demselben Schmerz aussetzen wollte.
In der Therapie lernten beide, die emotionalen Wunden anzuerkennen, die ihre Trennung hinterlassen hatte, und wie diese ihre Kommunikation beeinflussten.
Sie begannen, respektvoller miteinander umzugehen und für ihre Kinder zusammenzuarbeiten. Jonas und Lina spürten die Veränderung – sie wurden entspannter und begannen wieder, offen über ihre Gefühle zu sprechen.
Emotionale Intelligenz, gesundes Selbstbild und die Fähigkeit zu gesunden Beziehungen
Markus und Lynn hatten damit nicht nur sich selbst, sondern vor allem ihren Kindern, ein großes Geschenk gemacht.
Was Jonas und Lina durch die Veränderung ihrer Eltern lernen konnten:
Konflikte konstruktiv lösen: Jonas und Lina haben durch das neue Verhalten ihrer Eltern erlebt, dass es möglich ist, auch nach schwierigen emotionalen Momenten respektvoll miteinander umzugehen. Sie haben gesehen, dass Auseinandersetzungen nicht vermieden werden müssen, sondern durch ruhige Kommunikation und gegenseitigen Respekt gelöst werden können. Das gibt ihnen ein starkes Vorbild, wie man in eigenen zukünftigen Beziehungen mit Konflikten umgehen kann.
Emotionale Stabilität: Ihre Eltern haben ihnen gezeigt, dass es in Ordnung ist, traurig oder verletzt zu sein, aber dass man diese Gefühle nicht allein bewältigen muss. Durch die offene Kommunikation zwischen ihren Eltern haben Jonas und Lina gelernt, dass man Unterstützung annehmen kann und dass Herausforderungen Teil des Lebens sind, die man gemeinsam bewältigen kann, ohne sich emotional zu verlieren.
Bedeutung von Zusammenarbeit: Indem sie gesehen haben, wie ihre Eltern nach der Trennung gemeinsam zum Wohl ihrer Kinder gehandelt haben, haben Jonas und Lina verstanden, wie wertvoll Teamarbeit ist. Sie haben begriffen, dass Kooperation – auch wenn man nicht mehr zusammen ist – in allen Bereichen des Lebens wichtig ist, sei es in der Familie, in Freundschaften oder später im Beruf.
Emotionale Bindungen stärken: Jonas und Lina haben gelernt, dass Beziehungen auch wandelbar sind, wenn Respekt und Freundschaft im Vordergrund stehen. Das hat ihnen ein tiefes Vertrauen in zwischenmenschliche Beziehungen vermittelt und ihnen die Sicherheit gegeben, dass Bindungen bestehen bleiben können, auch wenn es nicht immer leicht ist.
Unabhängigkeit und Eigenverantwortung: Schließlich haben beide Kinder durch das Beispiel ihrer Eltern erkannt, dass es möglich ist, nach einer Trennung eigenständig weiterzuleben und die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Sie haben gesehen, wie wichtig es ist, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, auch in schwierigen Zeiten, und wie Selbstständigkeit ein Teil einer gesunden Beziehung sein kann.
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