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Wenn die Gefühle das Steuer übernehmen: Was ist emotionsfokussierte Paartherapie und warum ist sie die wirksamste Form der Paartherapie?

Vielleicht steckst du mit deinem Partner in ewigen Konflikten? Ihr streitet euch ständig über andere Dinge und am Ende weißt du gar nicht mehr, worum es eigentlich ging?

Oder du hast das Gefühl, es geht immer um dasselbe, kommst aber nicht darauf, was genau es ist?

So geht es vielen Paaren. Und leider sind diese Konflikte sehr anstrengend und – umso länger sie euren Alltag bestimmen – umso weniger romantische Gefühle empfindet ihr füreinander.



Aber es gibt einen Weg heraus, zurück zum Anfang eurer Beziehung, bevor diese ewigen Konflikte euch im Griff hatten.



Was passiert in der emotionsfokussierten Paartherapie?

In der emotionsfokussierten Paartherapie (EFT), entwickelt von Sue Johnson, geht es nicht um Kommunikationsstrategien oder schnelle Lösungsfindung. Vielmehr dreht sich alles um die emotionalen Bindungen zwischen zwei Menschen.

Die Idee dahinter: Wir alle haben starke Bindungsbedürfnisse, die in Konflikten oft nicht ausgesprochen werden. Hinter unserer Wut, unseren Streits oder unserem Rückzug stecken oft sehr verletzliche Gefühle wie Angst, Traurigkeit oder Einsamkeit.


Die EFT stellt die entscheidende Frage:

Was fühle ich wirklich in diesem Moment, und wie kann ich das meinem Partner zeigen?


Warum ist die EFT so wirksam und wie äußert sich das bei Paaren?

Die Idee hinter der EFT ist, dass wir alle eine tiefe Sehnsucht nach Verbundenheit, emotionaler Sicherheit und Geborgenheit haben. Genauso, wie wir es von Geburt an mit unseren Eltern oder anderen wichtigen Menschen erleben. Diese Sehnsucht endet aber nicht im Erwachsenenalter. Wenn diese Sicherheit in einer Beziehung in Gefahr ist – sei es durch Missverständnisse, mangelnde Kommunikation, alte Verletzungen oder einfach durch Alltagsstress – geraten viele Paare in sogenannte „Teufelsdialoge“.


Diese Teufelsdialoge zeichnen sich durch Kritik, Vorwürfe oder Rückzug aus – oft in einem endlosen Kreislauf aus Streit und Versöhnung, ohne dass die eigentlichen Bedürfnisse nach Liebe, Anerkennung oder Zugehörigkeit wirklich angesprochen werden.


Ein Beispiel aus dem Alltag: Julia und Ben

Julia und Ben sind seit sieben Jahren verheiratet. In den letzten Monaten streiten die beiden immer öfter über Bens lange Arbeitszeiten. Julia fühlt sich vernachlässigt und mit Kind und Haushalt allein gelassen. Sie macht ihm Vorwürfe, dass er sich nur um seine Karriere kümmere und ihm alles andere egal sei.


Ben hingegen fühlt sich von Julia nicht unterstützt. Bei jedem Streit schaukelt sich die Situation nur hoch, bis beide schreien und sich verletzt fühlen.


Auf den ersten Blick könnte man meinen, Julia sei einfach nur wütend auf Ben wegen seiner Arbeitszeiten.


Aber in Wahrheit steckt etwas Tieferes dahinter: Julia hat Angst, dass Ben sie nicht mehr so sehr liebt und die Beziehung nicht mehr wichtig genug findet. Ben wiederum ist verletzt, weil Julia seinen beruflichen Erfolg und seinen finanziellen Beitrag zur Familie nicht anerkennt.

Beide sind verletzt und fühlen sich unverstanden, aber sie schaffen es nicht, diese Gefühle auszudrücken.


Wie kann die emotionsfokussierte Paartherapie helfen?

In einer EFT-Sitzung würde der Therapeut Julia und Ben helfen, ihre emotionalen Bedürfnisse und Ängste zu erkennen und auszudrücken. Julia könnte lernen, Ben zu sagen, dass sie sich einsam und unsicher fühlt, statt Vorwürfe zu machen. Ben könnte ausdrücken, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt, weil er es nicht schafft, die Erwartungen im Beruf und in der Beziehung gleichzeitig zu erfüllen.


Anstatt also nur darüber zu sprechen, WAS passiert („Du arbeitest zu viel“), würden sie lernen, über das WARUM zu sprechen („Ich fühle mich alleine, wenn du so viel arbeitest“).

Durch das Verständnis der tieferliegenden Emotionen kommen Paare wieder in Verbindung, erleben echte Nähe und durchbrechen die „Teufelskreise“.



Ein paar Tipps aus der EFT, die du heute schon in deinen Alltag integrieren kannst:

  1. Achte auf deine Gefühle: Beim nächsten Konflikt, versuche nicht sofort zu reagieren. Frage dich: Was fühle ich wirklich? Bin ich verletzt, ängstlich, unsicher?


  2. Sprich über das, was du wirklich brauchst: Wir alle haben gelernt, stark zu sein und unsere verletzten Gefühle nicht zu zeigen. Es ist schwer, diese Schutzstrategien zu durchbrechen. Aber wenn du dich verletzlich zeigst, führt es in der Regel dazu, dass dein Partner dich besser versteht. Anstatt „Nie hast du Zeit für mich“, könntest du sagen: „Ich fühle mich manchmal alleine, wenn wir nicht genug Zeit miteinander verbringen.“


  3. Höre aktiv zu: Wenn dein Partner seine Gefühle mit dir teilt, höre ohne zu unterbrechen zu. Versuche, das innere Erleben deines Partners zu fühlen und zu verstehen, statt direkt auf den Inhalt mit Ratschlägen zu reagieren.


Falls du das Gefühl hast, nicht weiterzukommen, ist es völlig in Ordnung, sich Hilfe von außen zu holen. Eine emotionsfokussierte Paartherapie kann euch wieder in eine sichere, stabile Beziehung bringen – eine, die tief erfüllend und glücklich ist.

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